Zusammenfassung: Warum es sowohl aus neurobiologischer als auch aus philosophischer Sicht keinen freien Willen gibt

 

In diesem Blogpost soll auf der Grundlage der vorangegangenen Blog-Beiträge noch einmal zusammengefasst werden, warum es aus wissenschaftlicher Sicht keinen freien Willen geben kann, bevor es in den folgenden Blogposts um die spirituellen Konsequenzen aus dieser Erkenntnis geht.

Es klingt vielleicht schockierend oder absurd, aber es gibt gute Gründe, die These zu vertreten, dass es keinen freien Willen gibt. Dabei kann sich sowohl auf die Argumente von Neurobiologen als auch Philosophen gestützt werden, die zeigen, dass unsere Entscheidungen nicht von uns selbst, sondern von unserem Gehirn und den Naturgesetzen bestimmt werden.

Der freie Wille ist ein Konzept, das viele Menschen für selbstverständlich halten. Wir glauben, dass wir die Fähigkeit haben, unsere Handlungen und Entscheidungen frei zu wählen, ohne von äußeren Faktoren beeinflusst zu werden. Doch ist das wirklich so? In diesem Blogbeitrag aufgezeigt werden, dass es sowohl aus neurobiologischer als auch aus philosophischer Sicht keinen freien Willen gibt.

Die Neurobiologie ist die Wissenschaft, die sich mit dem Aufbau und der Funktion des Nervensystems beschäftigt. Das Nervensystem besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die miteinander kommunizieren und elektrische Signale erzeugen. Diese Signale sind die Grundlage für unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Doch wie entstehen diese Signale? Sind sie das Ergebnis eines bewussten Prozesses oder sind sie determiniert durch physikalische Gesetze und chemische Reaktionen?

Ein berühmtes Experiment, das diese Frage untersucht hat, ist das von Benjamin Libet in den 1980er Jahren. Libet bat seine Versuchspersonen, eine einfache Bewegung mit ihrem Handgelenk auszuführen, wann immer sie wollten. Dabei maß er die Hirnaktivität der Versuchspersonen und die Zeitpunkte, an denen sie sich bewusst entschieden hatten, die Bewegung auszuführen. Er fand heraus, dass die Hirnaktivität, die für die Bewegung verantwortlich war, bereits einige Hundert Millisekunden vor dem bewussten Entscheidungszeitpunkt begann. Das bedeutet, dass die Bewegung bereits unbewusst vorbereitet wurde, bevor die Versuchspersonen eine entsprechende Entscheidung gefasst haben will. Libet schloss daraus, dass der freie Wille eine Illusion sei und dass unsere Handlungen von unserem Gehirn vorbestimmt seien. 

Die Versuche Libets sind seitdem mit Hilfe moderner Medizin- und Labortechnik vielfach verfeinert worden. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Der freie Wille ist eine vom Gehirn erzeugte Illusion.

Die Philosophie ist die Wissenschaft, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins beschäftigt. Eine dieser Fragen ist die nach dem freien Willen. Die Philosophie unterscheidet zwischen zwei Positionen: dem Determinismus und dem Indeterminismus. Der Determinismus besagt, dass alle Ereignisse in der Welt durch eine Kette von Ursachen und Wirkungen bestimmt sind und dass es keine Zufälle oder Alternativen gibt. Der Indeterminismus besagt, dass es zumindest einige Ereignisse gibt, die nicht durch Ursachen bestimmt sind und dass es mehrere mögliche Zukunftsszenarien gibt.

Die meisten Menschen würden intuitiv dem Indeterminismus zustimmen, da er uns die Möglichkeit des freien Willens lässt. Doch wie können wir diesen freien Willen erklären? Wenn unsere Handlungen nicht durch Ursachen bestimmt sind, dann müssen sie entweder durch Zufall oder durch etwas anderes bestimmt sein. Der Zufall ist aber keine befriedigende Erklärung für den freien Willen, denn er impliziert, dass wir keine Kontrolle über unsere Handlungen haben. Das etwas andere könnte eine nicht-physikalische Entität sein, wie zum Beispiel eine Seele oder ein Geist. Doch wie kann eine solche Entität mit unserem physikalischen Gehirn interagieren? Und wie können wir ihre Existenz beweisen?

Die philosophische Debatte über den freien Willen ist sehr komplex und hat viele Aspekte und Nuancen. Es gibt verschiedene Arten von Determinismus und Indeterminismus sowie verschiedene Konzepte von Freiheit und Verantwortung. Es gibt auch verschiedene Ansätze, um den freien Willen mit der Naturwissenschaft zu vereinbaren oder zu widerlegen. Doch keine dieser Positionen ist ohne Probleme oder Einwände.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sowohl aus neurobiologischer als auch aus philosophischer Sicht keinen freien Willen geben kann. Die Neurobiologie zeigt uns, dass unsere Handlungen von unserem Gehirn determiniert sind und dass unser Bewusstsein ihnen nur folgt. Die Philosophie zeigt uns, dass der freie Wille eine Illusion ist, allerdings eine Illusion mit einer besonders hohen Verführungskraft.

Wenn der freie Wille also nur eine Illusion ist, warum haben wir sie dann? Eine mögliche Antwort ist, dass die Illusion des freien Willens ein evolutionärer Vorteil war. Sie hat uns geholfen, uns als Individuen zu entwickeln und zu behaupten. Sie hat uns motiviert, kreative Lösungen für Probleme zu finden und uns an verändernde Bedingungen anzupassen. Sie hat uns ermöglicht, moralische Regeln zu etablieren und zu befolgen.

Aber muss die Illusion des freie Willens immer ein Vorteil sein? Nein, sicher nicht. Schon in der Vergangenheit war diese Illusion Ursache für Konflikte und Krisen, weil sie uns dazu verleiten hat, egoistisch oder irrational zu handeln. Sie hat uns häufig blind gemacht für die Folgen unserer Entscheidungen für uns selbst und für andere. In einer immer komplexeren und vernetzten Welt sind solche Konflikten und Krisen existenziell bedrohlich und damit aus evolutionärer Sicht absolut kontraproduktiv. 

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